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Einer kam sogar aus den USA ins Obere Lahntal

30.8.2025

© Rainer Wunderlich
50 Jahre nach ihrer Einschulung trafen sich jetzt die 1975er i-Dötzchen aus dem Oberen Lahntal. Neben einem früheren Mitschüler aus London und einem aus dem amerikanischen Philadelphia war auch Klassenlehrerin Brigitte Schwiers dabei. (Foto: Rainer Wunderlich)

Feudingen/Oberndorf. Fast auf den Tag genau 50 Jahre nach ihrem ersten Schultag trafen sich jetzt 40 Mittfünfziger beim Tannenwald zwischen Feudingen und Rückershausen. Das Oberlahntaler Grundschul-Gebäude, in dem 1975 drei Klassen eingeschult worden waren, steht mittlerweile nicht mehr. Dennoch wurden auf der Wiese nebenan nochmal drei Klassenfotos und ein Bild von der ganzen Gruppe gemacht. Die a-Klasse stellte ihre Einschulungs-Aufnahme sogar mit Lehrerin Brigitte Schwiers nach, die damals Zeppenfeld hieß und jetzt aus Gernsdorf nach Wittgenstein fuhr.

Klasse 1a

  • Die Klasse 1a im Jahr 1975 bei der Einschulung mit ihrer Klassenlehrerin Brigitte Zeppenfeld… (Foto: Schule)

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  • … und jetzt beim Treffen zum 50. Jahrestag der Einschulung mit ihrer ehemaligen Lehrerin Brigitte Schwiers. (Foto: privat)

    © privat

Auch einige der früheren i-Dötzchen kamen aus dem Siegerland, andere mussten aus ihren neuen Heimatorten quer durch Wittgenstein fahren, wieder andere machten sich im Rheinland oder ganz im Nordosten Nordrhein-Westfalens auf den Weg nach Feudingen. Einer musste obendrein von Hessen die Landesgrenze nach NRW überqueren. Und dann gab es noch welche, die brauchten für ihre Anreise sogar Ausweispapiere: Einer hatte sich nämlich in seiner neuen Heimatstadt London in den Bus gesetzt, ein zweiter in Philadelphia an der amerikanischen Ostküste ins Flugzeug.

Klasse 1b

  • Die Klasse 1b im Jahr 1975 bei der Einschulung mit ihrem Klassenlehrer Emil Horchler… (Foto: Schule)

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  • ... und jetzt beim Treffen zum 50. Jahrestag der Einschulung. (Foto: privat)

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In den vergangenen Jahren hatten einige Leute in den unterschiedlichen Klassen Ideen für Treffen, die aber versandeten. 1975 war lange her, bei manchem zeichnete sich ab, dass die Spurensuche auch in Zeiten von Facebook und bunt gemischten WhatsApp-Gruppen kompliziert würde. Bei einem zufälligen Einkaufs-Gespräch im Dorf entstand der Gedanke, dass die drei Klassen den 50. Jahrestag gemeinsam feiern könnten. Im Sommer 2024 traf sich das Organisations-Team erstmals, am Ende waren es je zwei Leute aus der 1a, der 1b und der 1c. Zum Treffen sollten alle eingeladen werden, die man auf den Einschulungs-Bildern sah, egal, wie lange sie in der Klasse geblieben waren. Außerdem die, die in den vier Grundschuljahren aus unterschiedlichsten Gründen hinzukamen.

Klasse 1c

  • Die Klasse 1c im Jahr 1975 bei der Einschulung mit ihrem Klassenlehrer Hübner… (Foto: Schule)

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  • … und jetzt beim Treffen zum 50. Jahrestag der Einschulung. (Foto: privat)

    © privat

Akribisches Arbeiten brachte zunächst die allermeisten Namen zusammen. Über Eltern, Geschwister, andere Verwandte machte man sich hier vor Ort auf die Suche nach Post-Anschriften, E-Mail-Adressen und Handynummern. Das funktionierte, machte Spaß, auch wenn man in der einen oder anderen Sackgasse landete. Nur bei einem liefen alle Versuche ins Leere: Ab 1972 arbeitete in der Feudinger Kirchengemeinde der südkoreanische Pfarrer Kim, auch sein Sohn wurde 1975 eingeschult. 1980 verließ die Familie Wittgenstein und ging in die USA. Kim ist der häufigste koreanische Nachname, in Südkorea heißen mehr als 20 Prozent der Menschen so. Das Internet bot keine Hilfe, der Zufall - oder der liebe Gott? - schon. Der Mitschüler von einst besuchte im Frühjahr Volkholz, wo er gewohnt hatte, und die dortige Kirche. Für den Gemeindebrief schrieb eine Presbyterin einen Text darüber und machte ein Foto vom Besucher. Auf seinem Sweatshirt der Name der High School, an der der Pfarrer - er ist in die Fußstapfen des Vaters getreten - arbeitet, genau wie in seiner eigenen reformierten Gemeinde. So konnte auch er kurz vorm Treffen noch per E-Mail informiert werden - und besuchte zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit seine alte Wittgensteiner Heimat.

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Einige Feudinger und Volkholzer aus der 1b, die 1975 eingeschult wurde: Jens Gesper, Michaela Treude, Peter Dornhöfer, Hyung-Il Kim und Stephan Sonneborn (von links). Im Hintergrund die Oberndorfer Kirche, in der auch Hyung-Il Kims Vater gepredigt hat. (Foto: Rainer Wunderlich)
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Zwei aus jeder Feudinger Einschulungsklasse von 1975 organisierten jetzt das Treffen: Doris Bernshausen (1a), Andrea Schmidt, Rolf Schmidt (beide 1c), Monika Scheuer (1a), Jens Gesper und Michaela Treude (beide 1b). (Foto: Rainer Wunderlich)

Nach den Fotos beim Tannenwald machten sich die meisten Besucherinnen und Besucher des Einschulungs-Treffens zu Fuß auf den Weg zum Haus des Schieß- und Schützenvereins Oberndorf. Die Ex-i-Dötzchen verbrachten bei spannenden Erinnerungen an früher, zufriedenen Gesprächen über die Gegenwart und hoffnungsvollen Ausblicken in die Zukunft viele schöne, gemeinsame Stunden. Zunächst bei strahlendem Sonnenschein, aber auch später bei kühleren Temperaturen saßen die meisten um die heimelig flackernde Feuerschale. Brigitte Schwiers machte sich erst kurz nach Mitternacht auf den Weg ins Siegerland, manche der übrigen Gäste blieben länger. Und alle waren sich einig, dass es bald nochmal ein Treffen geben soll. Namens- und Adresslisten der Anwesenden sind alle auf dem aktuellen Stand - und das nächste Mal kommen hoffentlich auch noch welche, die diesmal nicht dabei waren. Der Oberlahntaler Einschulungs-Jahrgang 1975 wird sein Möglichstes tun.

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50 Jahre nach ihrer Einschulung trafen sich jetzt die 1975er i-Dötzchen aus dem Oberen Lahntal. Neben einem früheren Mitschüler aus London und einem aus dem amerikanischen Philadelphia war auch Klassenlehrerin Brigitte Schwiers dabei. (Foto: Rainer Wunderlich)

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